Sprachunterricht

Leider musste eine der früheren Säulen unserer Vereinstätigkeit, die Abteilung für Sprachunterricht, mittlerweile stillgelegt werden. Schon seit Januar 2004 konnten leider keine Sprachkurse mehr abgehalten werden, da aufgrund der Sparmaßnahmen in den öffentlichen Haushalten keine Unterstützung dafür mehr zu bekommen war und die GeSuS nicht über genügend Finanzmittel verfügt, um den Unterricht alleine zu finanzieren.

Von 1990 bis 2003 führte die Abteilung Sprachunterricht Flüchtlingssprachkurse durch, die trotz aller Schwierigkeiten in diesem Bereich von kontinuierlichem Erfolg gekrönt waren. Die GeSuS war durch dieses En­gagement innerhalb der Stadt München zu einem renommierten Träger geworden. Die Arbeit dieser Abteilung lebt jedoch in der von unserem Mitglied Michael Stenger geleiteten SchlaU-Schule weiter, in der weiterhin erfolgreich Sprachunterricht für Flüchtlingskinder angeboten wird. SchlaU steht für „Schulanaloger Unterricht für unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge“. Sollten Sie Interesse an der Arbeit von SchlaU haben, finden Sie alle Informationen unter: http://www.schlau-schule.de/ .

SchlaU – Schule
Schillerstr. 7
D-80337 München
info(AT)schlau-schule.de

Die Abteilung Sprachunterricht war der erste erfolgreich in die Tat umgesetzte Versuch, innerhalb der Vereinstätigkeit eigene Arbeitsmöglichkeiten zu schaffen. Dabei entwickelten sich zwei verwaltungstechnisch verschiedene Konzepte:

a. Die Fremdsprachenkurse wurden von den Lehrkräften jeweils selbst organisiert und kollektiv verwaltet, die Lehrhonorare wurden ebenso wie die Mietkosten für die Unterrichtsräume (damals noch im Dritte Welt Café) durch die Kursteilnahmegebühren finanziert. Da die meisten unter uns ihre ersten Lehrerfahrungen in diesem GESUS-Projekt sammelten, gestaltete sich der gegenseitige Erfahrungsaustausch als angemessene und hilfreiche Selbstfortbildungsmaßnahme. Die Fremdsprachenkurse wurden auf diese Weise sechs Jahre lang durchgeführt.

b. Die Deutschkurse für Flüchtlinge stellten von vorne herein das Herzstück unserer (Sprachkurs-) Bemühungen dar. Die Aktivitäten in diesem Bereich gehen auf wesentliche GESUS-Gründungsideen zurück und entwickelten sich bereits in der ersten Phase der Konzeptumsetzung innerhalb der Abteilung benachteiligte Gruppen und deren Sprachen. GESUS war – und ist – der Ansicht, daß die Beschäftigung mit der menschlichen Sprache nicht unabhängig bleiben kann von den gesellschaftlichen Bedingungen, unter denen Sprache erlernt und geäußert wird und sich entwickelt.

Vor diesem Hintergrund engagiert sich GESUS daher für die Belange kultureller, ethnischer und sozialer Gruppen, die durch Benachteiligung oder Unterdrückung zu sogenannten Minderheiten oder Randgruppen geworden sind. Daraus ergibt sich auch, daß der früher gängige Begriff der „Minderheitensprache“ irreführend ist, da es sich häufig nicht um Minderheiten handelt, die in übergeordnete Gesellschafts- oder Staatsformen oder politische Einheiten gezwungen werden (wie z.B. die Kurdinnen und Kurden – vor allem in der Türkei -, oder die Albanerinnen und Albaner in Kosova).

In Deutschland manifestiert sich staatlich angeordnete Ausgrenzung in erster Linie bei den Flüchtlingen, die mittlerweile eine vollkommen entrechtete Gruppe darstellen. Auch von sprachlichen (Fort-) Bildungsmaßnahmen sind sie offiziell ausgeschlossen. GESUS nahm die stete Koppelung sprachlicher und gesellschaftlicher Miß-achtung zum Anlaß, Probleme aufzuzeigen und dazu Stellung zu beziehen.

Von 1990 bis 2003 führte die Abteilung Sprachunterricht Flüchtlingssprachkurse durch, die trotz aller Schwierigkeiten in diesem Bereich von kontinuierlichem Erfolg gekrönt waren. Die GESUS war durch dieses Engagement innerhalb der Stadt München zu einem renommierten Träger geworden.

Zu Beginn wurden die Kurse (immer mehrere parallel) durch eine Kooperation mit dem Dritte Welt Café und der mittlerweile aufgelösten, GRÜNEN-nahen Bayerischen REGENBOGEN- Stiftung ins Leben gerufen. Die Federführung lag sowohl inhaltlich-konzeptuell sowie organisatorisch bei GESUS. Die große Motivation der Gruppe und die aktive Resonanz bei den Flüchtlingen führte dazu, daß wir sehr bald das Ganze zu Interkulturellen Sprach- und Orientierungskursen weiterentwickelten. Neben der Komponente, sich in Deutschland schneller und besser zurechtzufinden, stand auch die Verarbeitung der Fluchtgründe und -traumata im Mittelpunkt. Das interkulturelle Interesse der teilnehmenden Flüchtlinge ließ sie im gegenseitigen Wechsel zu gefragten Referenten über ihre eigene Kultur werden und half dadurch einerseits über die psychischen Folgen der Flucht und ihrer Ursache hinweg und ließ andererseits die eigene Identität wiedererstarken. Aus diesen Kursen heraus entstanden Flüchtlingsselbsthilfegruppen, die nach einer gewissen Vorlaufzeit der Einarbeitung ihre Erfahrungen und ihr soziales Know-how an neu ankommende Flüchtlinge weitergeben.

Im weiteren Verlauf der ersten Jahre wurde das Flüchtlingssprachkursprojekt finanziell unterstützt von der Frankfurter Verlagsinitiative gegen Rassismus und Fremdenhass sowie von der Evangelischen Ausländerarbeit München. 1995 gelang es in Kooperation mit dem Institut für Deutsch als Fremdsprache an der Universität München und dem Flüchtlingsamt München, das stark nachlassende öffentliche Sponsoreninteresse durch ein neues Konzept aufzufangen: Das Arbeitsamt München bewilligte eine halbe ABM-Stelle, restfinanziert durch das Flüchtlingsamt München, die mit Michael Stenger besetzt wurde, der dieses Projekt ins Leben rief und seither leitet. Unter seiner Anleitung führen DaF-Studentinnen und -Studenten die jeweils drei Monate dauernden Sprachkurse durch. Sie machen auf diese Weise ihre ersten, selbständigen Unterrichtserfahrungen und absolvieren damit ihr vom DaF-Institut anerkanntes und für den Studienabschluß notwendiges Berufspraktikum. Die Not fehlender Sponsorengelder rief die Tugend auf den Plan, daß auf diese Weise seit September 1995 bis heute bereits über 70 fachlich und sozial hoch motivierte Nachwuchslehrkräfte erste Berufserfahrungen im Bereich Deutsch als Fremdsprache sammeln konnten.

Von 1998 bis 2003 war GeSuS e.V. auch als Träger beim „Sprachverband“ in Mainz im Projekt „Deutsch für ausländische Arbeitnehmer“ tätig und organisiert zusätzlich zu den Flüchtlingskursen Deutschkurse für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus der Europäischen Union und den ehemaligen Anwerbeländern.